Nachdenklich im Advent – Worte, die es schwer haben

#Amtsgericht #Kaffeekränzchen #Menstruation

Dies wird ein nachdenkliches Türchen Nummer fünf. Es ist keine Geschichte, eher die Einladung zu einem Gespräch. 

Manche Worte haben es schwer. Danke, Bitte, Entschuldigung… Klassiker. Die Abwesenheit der Worte ist mittlerweile irgendwie vertraut, so üblich wie traurig. Eher andersherum erregen diese Worte Aufsehen. Und das beginnt schon bei den ganz kleinen Menschen. Wenn das Kind sich plötzlich bedankt ohne Aufforderung der Eltern, führt dies ganz schön oft zu lautstarkem Erstaunen und Applaus. Was soll es denn da denken außer, dass es nicht üblich ist, dieses Danke oder Bitte, sondern eine Sensation.

Aus einigen Wörtern ergeben sich ganze Sätze, Fragen und Phrasen, die es schwer haben: Guten Morgen/Tag/Abend, Wie geht es Dir?, Ich liebe Dich, Ich mag Dich, Du hast mir gefehlt oder Du fehlst mir, Ich brauche Dich, Was brauchst Du?. Die Liste ist lang. Und ehrlich… ich beschreibe da wirklich keinen neuen Hut. Es wird immer mal wieder thematisiert. Sogar in Songs.

Zu all dem gibt es dann Worte, die es allein in ihrer Bedeutung, in ihrer Art, in ihrem Zweck und trotz guter Absichten, verdammt schwer haben. So zum Beispiel:

#Amtsgericht – Hat jemals jemand jemanden sagen gehört: »Geil, ich darf gleich zum Amtsgericht! Das wird so mega. Kommst du mit?«, »Schade, ich kann heute leider nicht zum Amtsgericht. Aber machst du Fotos?« Oder »Oar, du warst beim Amtsgericht? Neid! Hast du mir was mitgebracht?«

#Kaffeekränzchen – Eigentlich irgendwie schön, so von der ursprünglichen Idee. Aber in der weitläufigen Interpretation entstehen Assoziationen, die abstoßender kaum seien könnten: miefig, piefig, höchstens gut, um negativen oder unbedeutenden Klatsch und Tratsch auszutauschen. Das Kaffeekränzchen steht in der Rangordnung gesellschaftlicher Events weit unten. Vielleicht sogar auf dem letzten Platz. 

#Menstruation – weder gut schreibbar, noch einfach sprechbar. Ein Zungenbrecher, bei dem ich mich oft frage, ob es Absicht war, dieses Wort so kompliziert zu machen. Dieses wichtige, präsente und interessante Thema getarnt und versteckt hinter einem unaussprechlichen Wort. Es lädt geradezu ein, affige Tarnnamen zu erfinden. Was eine Schande.

Warum ich da heute drüber nachdenke? Unter anderem, weil ich die #DreiWorte (Amtsgericht, Kaffeekränzchen, Menstruation) eigentlich in eine spritzige Kurzgeschichte verwandeln wollte und mir partout nichts eingefallen ist, mit dem ich guten Gewissens hätte klar kommen können. Es ist jetzt 23:44 Uhr und ich habe sieben Anfänge »lustiger« Geschichten hinter mir. Doch bei allen Geschichten hätte ich mich geschämt, sie wirklich abzuschicken.

Nein, heute schreibe ich aus, worüber ich wirklich nachdenke. Und diese drei Worte haben mich nunmal auf dieses Thema gebracht.

Die Bedeutung und bewusste Nutzung von Worten und Wörtern sind mir wichtig. Worte, die ich spreche, schreibe, aber auch Worte, die mir gesagt wurden, werden oder mir eben durch ihre Abwesenheit auffallen. 

Ich weiß, dass sich nicht alle solche Gedanken machen oder meine Gedanken nachvollziehen können. Das ist völlig okeh für mich. Ganz bestimmt gibt es wichtigere Beschäftigungen, auch für mich. Der eine oder die andere findet es vielleicht geradezu lächerlich und absurd. Verstehe ich auch.

Aber… ich wiederhole es bewusst: Worte sind mir wichtig. Worte in ihrer Bedeutung, in ihren Interpretationsräumen, in ihrem weitläufigen Ruf. Worte, die fehlen oder unausgesprochen bleiben, möchte ich finden, lesen, hören und natürlich auch schreiben.

Wann, wenn nicht jetzt, habe ich die Gelegenheit einmal so offen zu schreiben und ich hoffe, die Wortpatin für Türchen fünf nimmt es mir nicht krumm und findet vielleicht sogar Gefallen an der Idee und dem jetzt folgenden Aufruf.

Ich möchte sehr gern von Euch wissen: 

Hast Du Worte, die sich in ihrer Bedeutung von unten unter Deine Fußnägel drücken oder klingen wie quietschende Kreide auf altem Tafellack? Welche Worte machen es Dir schwer? 

Welche Worte sind so unfassbar quietschvergnügt, luftig und lustig und prickelnd und kitzelnd? Welche Worte werden viel zu selten benutzt und klingen nach Gold? Welche Worte wären für dich wohltuend zu hören?

Was wolltest Du immer mal sagen, fragen oder vielleicht selbst gern endlich einmal hören?

Es ist Advent. Nutzen wir doch die Zeit, in viele Richtungen nachdenklich zu sein und es miteinander zu teilen. Braucht ja niemand allein nachdenklich zu sein, wenn er oder sie es nicht will.

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