Und dann kam der Mittwoch, als ein Elefant den Fisch schaffte

#Pudelmütze #Elefant #Yoga

Tja, eigentlich ist das auch schon die ganze Geschichte. Aber vielleicht ist es einigermaßen interessant, wie es dazu kam. Obwohl, eigentlich ist es einfach passiert. Aber vielleicht ist es einigermaßen interessant, wie es passiert ist.

Es war ein Mittwoch, wie er im Buche stand. Der Elefant kam mittags aus seiner Praxis, in der er als Life and Balance Coach arbeitete. Den Mittwoch-Nachmittag hielt er sich grundsätzlich frei, damit er noch etwas chillen konnte, bevor es zum Sport ging. Das machte er jetzt schon seit gut anderthalb Jahren.

Nachdem er an diesem Mittwoch einen Salat mit Schafskäse, Oliven, Tomaten, Gurke und einem mittelweich gekochten Ei verspeist hatte, legte er sich wie immer auf sein Sofa und schaute einen Film. An diesem besonderen Mittwoch entschied er sich für Kikis kleinen Lieferservice, sein absoluter Lieblingsanime. Nebenbei naschte er Schokopralinen mit Milchfüllung und schlürfte einen frischgebrühten Kaffee. Um 17:30 Uhr war er eigentlich wie immer kurz davor seine Abendverabredung abzusagen, der Schweinehund kämpfte mit ihm. Doch dann piepste sein Handy. Sein Yoga-Kumpel Moritz schrieb: Bringst Du heute Abend mein Buch wieder mit?

Ach ja, Kerlokiste, das hätte ich fast vergessen, dachte der Elefant. Damit war sein Mittwochs-Schweinehund für diesen Tag begraben. Zum Glück, wie er ja später noch feststellen durfte.

Er nahm seinen Schal, seine Handschuhe, seine Pudelmütze, die Fahrradschlüssel, seine Yogamatte und bevor er die Haustür hinter sich zuzog, dachte er tatsächlich an Moritz und sein Buch. Die Leiden des jungen Werthers. Der Elefant fühlte sich von dem Buchtitel verstanden. Er radelte trotzdem tapfer zur Sporthalle der VHS Bergisch Gladbach.

Die Yogastunde begann wie immer. Alle begrüßten sich mit Küsschen rechts und links, allgemeinem Schnattern über den bisherigen Verlauf der Woche, Matten platzieren. Auf Caro warten.

Alle hassten Caro. Denn sie machte Yoga, weil sie daran glaubte, was sie in Lifestyle Magazinen darüber gelesen hatte. Weil sie auch daran glaubte, dass man nur in den schönsten und teuersten Klamotten ein echter Yogi werden würde und sie nur im perfekten Make-Up fertig für die Stunde war. Außerdem wusste sie grundsätzlich alles besser. Als Caro kam, rollten dementsprechend die Augen aller.

Küsschen rechts, Küsschen links.

Dann ging es los. Atmen, tief ein, lang aus, rechtes Nasenloch, linkes Nasenloch. Namasté. Wovor sich der Elefant am meisten fürchtete, war der Fisch. Seit anderthalb Jahren versuchte er es schon. Aber… naja… die Vorderbeine unter seinen Po zu bekommen: Unmöglich. Ein Kraftakt. Eine Tortur. Und dann auch noch die Schlauberger-Sprüche von Caro. „Nur feste schieben. Ist doch ganz leicht, schau!“, sagte sie immer.

Der Elefant sagte nichts. Denn er schämte sich auch ein bisschen, dass er es nicht konnte.

Moritz sagte dann am vorletzten Mittwoch zu Caro: „Ich halte dafür, dass der, der es nötig zu haben glaubt, sich vom so genannten Pöbel zu entfernen…“

Zum Elefant sagte er: „Die Leiden des jungen Werthers, 15. Mai 1771, so aus dem Kontext falsch zitiert, aber Caro hält wenigstens die Klappe. Soll ich dir das Buch mal leihen?“ Beide lachten und beide vergeigten den Fisch. Caro schwieg. Moritz lieh ihm daraufhin das Buch am letzten Mittwoch.

Aber zurück zum versprochenen Ereignis. Der Elefant lag auf dem Rücken auf der Matte. Die Hinterbeine ausgestreckt, das ging easy. Arsch hoch: mit ach und krach geschafft. Und plötzlich. Er tat im ersten Moment nur so, als ob… doch dann… schwupps….hatten er und seine Vorderbeine es tatsächlich geschafft.

Moritz und die anderen jubelten. Caro glotzte nicht schlecht.

Tja, das war der Mittwoch, als der Elefant den Fisch schaffte. Zum allerersten Mal.

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